Man könnte meinen, Wolle ist Wolle. Dem ist nicht so, denn es gibt Wolle und Schurwolle. Schurwolle ist eine Tierfaser, die aus dem Fell lebendiger Schafe gewonnen wird. Es handelt sich somit um die "frischere" Wolle direkt aus dem Haar von Schafen. Sie gilt als Wolle von besonders hoher Qualität. Wolle hingegen kann auch aus Resten von Alttextilien hergestellt werden. Zu den größten Produktionsstandorten von Schurwolle gehören Australien und Neuseeland.
Schurwolle zeichnet sich durch ihre thermoregulierende (kühlt und wärmt) Eigenschaft aus, womit sie sich super für Outdoorkleidung eignet. Das Garn ist gekräuselt und besteht zu 85 Prozent aus Luft, wodurch es atmungsaktiv und temperaturausgleichend wirkt. Zudem kann die Wolle dank ihrer Haarstruktur Feuchtigkeit aufnehmen und an die Umgebungsluft abgeben, wodurch sie sich im Gegensatz zu Baumwolle nicht klamm anfühlt.
Die größte Schwäche der Schafwolle ist zugleich auch ihre Stärke: Zwar sollte häufiges Waschen unbedingt vermieden werden, da sie durch ihre unregelmäßigen Haare leicht verfilzen kann – aber waschen muss man sie auch gar nicht. Durch ihre spezielle Struktur ist sie unempfindlich gegenüber Schmutz und besitzt die Fähigkeit zur Selbstreinigung. Somit nimmt sie nur schwer Gerüche wie Schweiß auf und ist äußerst schmutzabweisend und stabil. Hat die Faser doch einmal Gerüche aufgenommen, reicht meist einfaches Lüften. Muss das Kleidungsstück doch gewaschen werden, dann am besten mit Handwäsche oder im kalten Wollwaschgang der Waschmaschine. Textilien aus Schurwolle trocknen liegend ausgebreitet auf einem Frotteehandtuch am besten, denn so behalten sie ihre Form.
Für Allergiker ist Schurwolle nicht geeignet, da sie das Wollfett Lanolin enthält, das in den Talgdrüsen der Schafe entsteht. Da die Struktur des Garns unregelmäßig ist und leicht filzt, kann das unangenehmes Kratzen auf der Haut verursachen. Daher empfiehlt es sich, etwas Leichtes unter der Wollkleidung zu tragen. Für Kinder eignen sich eher weichere Wollarten wie Alpaka- oder Merino-Wolle.
Reine Schurwolle eignet sich ausgezeichnet für alle denkbaren Strickteile. Von Schals, Pullovern, Westen, Jacken über Socken, Mützen, Handschuhe bis hin zu weiteren Kleidungsstücken – Schurwolle ist der absolute Strick-Klassiker. Je nachdem welche Stärke und Technik ihr verwendet, könnt ihr feinste Handarbeit und / oder handfeste Strickwaren zaubern. Für Strickanfänger eignen sich am besten Garne, die mit mittelstarken Strick- oder Häkelnadeln gearbeitet werden. Ein einfacher Schal oder Kissenbezug reicht aus, um verschiedene Techniken oder Muster auszuprobieren sowie die Fingerfertigkeit zu trainieren.